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Ein aktueller Artikel aus México:Möchten Sie ihre Erträge senken? Dann verwenden Sie gentechnisch verändertes Saatgut!
Thema: Lage in México
In den vergangenen Tagen erklärte der Monsanto- Konzern gegenüber der mexikanischen Presse, dass mit der nächsten Veröffentlichung der so genannten „Spezialregelung zum Schutze des Mais" ihnen die Erlaubnis eingeräumt würde, Experimente mit gentechnisch verändertem Mais zu beginnen. Welche Ironie der Geschichte, dass diese Regelung statt den Mais und die Bevölkerung zu schützen, ein weiteres Geschenk der Regierung an die transnationalen Unternehmen ist, die bereits das Saatgut privatisiert haben, das der Schlüssel zur gesamten Nahrungskette und bäuerlicher Besitz und Erbe der gesamten Menschheit ist. Und der Gipfel der Geschichte ist, dass die Erträge sinken! Die Rechtfertigung der staatlichen Autoritäten für die Regelung ist, sie machen sich damit zum Sprachrohr der Industrie, dass gerade gentechnisch verändertes Saatgut trotz seiner vielfältigen kulturellen, die Umwelt beeinflussenden und gesundheitlichen Auswirkungen, notwendig sei, weil es die Erträge der landwirtschaftlichen Produktion steigern würde. Dies ist ein Argument, das angesichts der Ernährungskrise auch viele andere Regierungen und Institutionen übernommen haben. Trotzdem ist dieses Argument falsch! Im April 2008 veröffentlichte die Universität von Kansas (USA) eine Studie, die aufgrund einer Analyse der Produktion der letzten drei Jahre im Getreidegürtel der USA zeigt; dass die Produktivität bei genmanipulierten Kulturen (Soja, Mais, Baumwolle, Raps) geringer war, als vor der Einführung genmanipulierten Saatgutes. Bei Soja wurde eine Verringerung der Erträge bis zu 10% festgestellt. Die Erträge bei gentechnisch verändertem Mais waren in einigen Jahren geringer, in einigen gleich und in einigen unwesentlich höher, was insgesamt im Vergleich mit konventionellen Maissorten ein negatives Ergebnis brachte. Über eine Periode von mehreren Jahren betrachtet, sind auch die Erträge bei genmanipuliertem Raps und genmanipulierter Baumwolle geringer. (Und in allen Fällen ist das gentechnisch veränderte Saatgut teuerer, als das konventionelle, ein Faktor, der den Gewinn für die Bauern zusätzlich schmälert) Die vorliegende Studie erhärtet die Ergebnisse vieler vorangegangener Untersuchungen. Im Jahre 2007 fand die Universität von Nebraska (USA) heraus, dass genmanipuliertes Soja von Monsanto um 6% geringere Erträge brachte, als die gleiche, aber konventionelle Sorte des Unternehmens und bis zu 11% geringere Erträge, als die beste konventionelle verfügbare Sorte. Andere Untersuchungen, einschließlich der des Landwirtschaftsministeriums der USA vom April 2006, führten zu ähnlichen Ergebnissen. Gentechnisch verändertes Saatgut führt eindeutig nicht zu höheren Erträgen. Der Grund hierfür, so erklären die Studien, liegt an einem durch die Genmanipulation verursachten veränderten Stoffwechsel der Pflanze, der in einigen Fällen die Aufnahme von Nährstoffen hemmt und der Pflanze mehr Energie für die Ausbildung von ursprünglich nicht angestammten Eigenschaften abverlangt, was ihre volle Entwicklungsfähigkeit und Entfaltung mindert. Die Erklärung von Monsanto angesichts der Studie der Universität von Kansas lautete, „dass gentechnisch verändertes Saatgut auch nicht dazu hergestellt worden sei, um die Produktivität zu erhöhen". ( The Independent vom 20.04.2008) Monsanto, Dupont-Pioneer und Syngenta sind die drei weltweit größten Unternehmen für gentechnisch verändertes Saatgut und auch jeglicher Art konventionellen Saatgutes. Monsanto kontrolliert fast 90% des gentechnisch veränderten Saatgutes und alle drei Unternehmen zusammen beherrschen 39% des Weltmarktes für Saatgut und haben an 44% des Saatgutes das Urheberrecht. Warum versuchen diese Unternehmen, die auch die Urheberrechte
für nicht gentechnisch verändertes Hybridsaatgut besitzen,
so beharrlich ihre Produkte zu verkaufen, obwohl diese zu geringeren
Erträgen führen und einen höheren Einsatz von Agro- Chemikalien
erfordern? Die Erklärung hierfür kann nur sein: Auch Hybrid-Saatgut kreuzt sich mit natürlichen, einheimischen Sorten. Aber das heißt, dass sich immer noch beispielsweise Mais mit Mais kreuzt, im Unterschied zu gentechnisch verändertem Saatgut, wo eine Kreuzung zu einer Verunreinigung mit den manipulierten Genen von Bakterien, Viren oder einem beliebigen anderem Organismus führt. Aber für die transnationalen Unternehmen besteht der fundamentale Unterschied darin, dass die Verunreinigung und unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderten Saatgutes ein Delikt ist, dass den Opfern selbst zu zuschreiben ist. Jeder Landwirt dessen Kulturen verunreinigt sind oder der von Monsanto gentechnisch verändertes Saatgut gekauft hat und daraus für den nächsten Produktionszyklus selbst Saatgut gewinnt (er übt damit das traditionelle Recht des Bauern aus), verletzt damit das Patentrecht und kann dafür belangt werden. Monsanto kassiert durch diesen Sachverhaltes in den USA auf Grund von Urteilen gegen Landwirte schon mehr als 21,5 Milliarden US-Dollar (Quelle: Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit). Jetzt steht ein außerordentlich aggressives Urteil gegen die gesamte Erzeugergemeinschaft Pilot Grove Cooperative Elevador Inc. In Missouri (USA) bevor. Nach Aussage von Monsanto zahlt ihnen die Erzeugergemeinschaft nicht genug Lizenzgebühren. Der Landwirt Davis Brumback, der sich selbst als „treuer Käufer" des gentechnisch veränderten Saatgutes von Monsanto bezeichnet, drückt jetzt angesichts des Verhaltens dieses Unternehmens seinen Zorn aus und klagt. "für Monsanto sind wir alle die Schuldigen". (Quelle:CBS 4 Denver, EUA 10.07.2008) Das erwartet auch die Bauern im Norden Mexicos, die jetzt um gentechnisch veränderten Mais bitten und es erwartet auch diejenigen, die nicht möchten, dass ihre Kulturen hiervon verunreinigt werden. Einmal auf dem Lande ausgebracht, ist eine Verunreinigung durch gentechnisch verändertes Saatgut unvermeidlich und nur eine Frage der Zeit. Die Mittel, welche die blamablen „Schutzregeln" vorschlagen mit denen die Generalsekretäre für Umwelt und Landwirtschaft (Semarnat und Sagarpa) in Mexico herumwedeln, sind nicht nur beschränkt und dumm, sie machen einfach keinen Sinn. Denn diese Regeln wurden niemals unter den realen Bedingungen einer bäuerlichen Landwirtschaft erprobt, sondern beziehen sich auf die industrialisierte Landwirtschaft. Die so genannten „Experimente" sind eine
andere Täuschung, so wie das „Gesetz Monsanto (Gesetz zur
biologischen Sicherheit), welches den transnationalen Unternehmen die
allgemeine Verunreinigung der Umwelt mit ihren Produkten und die Jagd
auf die Landwirte, die ihre „Patenrechte verletzen", legalisiert. Quelle: LaJornada, 19.7.2008 Übersetzung: Herbert Löhr, 23.07.2008 |
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