>>Blausteiner Nachrichten Nr. 25<<
19.6.2009

„Goldener Reis”


Die Agro-Gentechnik hat bisher wenig vorzuweisen, was die von Industrie und Teilen der Politik immer wieder vorgebrachte Behauptung rechtfertigen würde, daß nur die Grüne Gentechnik die Ernährung der Menschheit sichern könne. Es gibt jedoch eine Entwicklung, die auch die Kritiker der Grünen Gentechnik eines Tages zu einer schwierigen Güterabwägung zwingen könnte. Es handelt sich um den sogenannten Goldenen Reis, der eine Vorstufe des Vitamin A produziert. Der Mangel an Vitamin A ist in verschiedenen Teilen der Welt und insbesondere in Asien ein sehr ernst zu nehmendes Ernährungsproblem. Jährlich sollen weltweit 250.000 bis 500.000 Kinder wegen Vitamin-A-Mangels erblinden, Armut und einseitige Reis-Ernährung sind die Hauptursache dieser Mangelerkrankung.
Der "Goldene Reis" (so genannt wegen seiner gelb-braunen Farbe) war bisher eine weitgehend von wohltätigen Stiftungen (Bill und Melinda Gates- und Rockefeller-Stiftung) geförderte Entwicklung, in die jetzt allerdings auch die Firma Syngenta mit eindeutig kommerziellen Interessen eingestiegen ist (mit der Verpflichtung, daß Bauern mit weniger als 10.000 $ Jahreseinkommen ihn umsonst bekommen sollen). Bis jetzt ist nur bekannt, daß der Goldenen Reis die Vitamin-A-Vorstufe ß-Karotin bilden kann - ob dieses Produkt aber auch geeignet ist, als Nahrungsmittel eingesetzt zu werden, ist offen. Obwohl bisher noch nicht einmal die grundlegenden Daten zur "technischen Qualität" des gentechnisch veränderten Reis vorliegen (d.h., wie haltbar ist das Karotin bei Lagerung, wie viel bleibt davon beim Kochen übrig; wie gut wird der Reis vom Körper verwertet?), ist laut Ankündigung der Nationalen Gesundheitsbehörde der USA in Asien ein Versuch an 72 Kindern im Alter von sechs bis acht Jahren geplant. Da die wissenschaftlichen Fakten, die als Voraussetzung für einen solchen klinischen Test nötig wären, bisher nicht veröffentlicht wurden, müssen die Betreiber des Projektes sich Geheimniskrämerei vorwerfen lassen. Es ist für unabhängige Experten auf Grundlage der bisher veröffentlichten Daten nicht möglich, die technische Qualität und die möglichen gesundheitlichen Risiken irgendwie einzuschätzen.
Nun möchten sich aber auch Kritiker der Grünen Gentechnik nicht dem Vorwurf aussetzen, der Entwicklung einer - vielleicht - krankheitsvorbeugenden Reissorte im Wege zu stehen. Sie weisen aber mit Recht darauf hin, daß es zur Vermeidung des Vitamin-A-Mangels einfachere und wahrscheinlich auch schnellere Wege gibt als die Gen-Veränderung des Reis: Anbau und Verzehr von Karotten und speziellem grünen Gemüse oder notfalls Vitaminpillen. Wenn ein Teil der bisher für den Goldenen Reis aufgebrachten Gelder in entsprechende Programme und Aufklärungsarbeit geflossen wären, hätte sicher schon vielen Kindern geholfen werden können.

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