>>Blausteiner Nachrichten Nr. 13 <<
29.3.2013

„Aufrüstung auf dem Acker“

Hersteller gentechnisch veränderten („gv“) Saatgutes haben seit jeher mit verringertem Biozidaufwand und gesteigerten Erträgen geworben und für sich beansprucht, auf diese Weise zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und zur Minderung des Hungers in der Welt beizutragen. Doch wohin die Reise mit grüner Gentechnik geht, lässt sich am besten dort beobachten, wo sie schon mit am längsten eingesetzt wird. In den USA werden seit fast 20 Jahren gv-Pflanzen in großem Stil kommerziell angebaut. Zwei Technologien werden dabei hauptsächlich eingesetzt: Einerseits gentechnisch vermittelte Resistenz der Kulturpflanze gegen das Totalherbizid Roundup, andererseits Produktion von Insektengift gegen Fraßschädlinge durch die („Bt“-)Kulturpflanzen selbst(und zwar in sämtlichen Blättern). Mehrere Studien unabhängiger Wissenschaftler wie auch behördliche Daten zeigen gerade auch für die USA inzwischen, dass sich anfängliche Vorteile in massive Nachteile verkehren.

Beispielsweise ist eine laufend zunehmende Zahl von Unkrautarten inzwischen resistent gegen das eingesetzte Spritzmittel geworden. Es wird daher immer höher dosiert, zusätzliche und für Umwelt und Gesundheit noch gefährlichere Spritzmittel werden angewendet. Der Mehraufwand von Herbiziden allein schon in 2011 gegenüber 2010 (35.000 Tonnen) ist mehr als doppelt so groß wie alle Einsparungen zwischen 1996 und 2002 zusammen, der Gesamtaufwand von Herbiziden ist auf Gentechnik-Flächen mittlerweile größer als auf Äckern mit konventionellen Sorten, der Abstand wächst von Jahr zu Jahr. Landwirte müssen trotz Herbizideinsatz vermehrt pflügen oder sogar von Hand (!) jäten. Es gibt Regionen, in denen sich die Bewirtschaftung der Felder kaum noch lohnt. Die Verhältnisse in weiteren Anbaugebieten mit dominanter grüner Gentechnik, z. B. in Südamerika sind ganz entsprechend (vgl. unseren Bericht in BN v. 20.05.2011). Dort hat zudem die gesundheitliche Beeinträchtigung der Anlieger gebietsweise katastrophale Ausmaße erreicht (vgl. unsere Berichte in BN v. 01.02. u.01.03.2013)

Auch bei Bt-Kulturen bilden sich Resistenzen. Zusätzlich haben sich ganz offensichtlich gerade durch den Bt-Mais-Anbau und die damit verbundenen Störungen des ökologischen Beziehungsgeflechts bisher unauffällige Insektenarten zu wirtschaftlich erheblichen Mais-Schädlingen entwickelt. Als Gegenstrategie werden nun immer mehr Gift-Varianten in den Bt-Pflanzen gleichzeitig kombiniert. In Reaktion darauf wiederum gehen die Maisschädlinge neuerdings auch auf Bohnenfelder über, so dass eine Bekämpfung dort ebenfalls erforderlich wird. Im Übrigen ist bisher kaum erforscht wieviel von diesen Bt-Insektiziden aus den Ernterückständen in die Umwelt gelangt und wie sich das langfristig ökologisch auswirkt, z. B. auf das Bodenleben und andere „Nichtziel-Organismen“ bis hin zum Menschen.

Die „Aufrüstung auf dem Acker“ treibt die Landwirtschaft immer weiter in eine extreme Belastung für Mensch und Umwelt. Bei stagnierenden Erträgen und stark steigenden Preisen für patentiertes und daher jährlich neu zu kaufendes Saatgut geraten die Landwirte dazuhin unter wachsenden ökonomischen Druck. Ein Kenner der Verhältnisse kommt zu dem Fazit: „Gentechnik ist alles andere als nachhaltig“. Hätten Verkehrstechnologien „ähnliche Risiken und Folgen, so würde sich wohl kaum jemand in ein Flugzeug oder einen Zug setzen.“ „Ökologische, ökonomische und soziale Folgen für Mensch und Natur werden dabei der Gesellschaft aufgebürdet. Risiken werden auf Erzeuger und Verbraucher bzw. auf ganze Ökosysteme verlagert“, die sich nicht im Besitz der Agrotechnik-Konzerne befinden, „sondern Allgemeingut sind. Das Allgemeingut wird auf diese Weise für Privatzwecke missbraucht.“ Ganz grundsätzlich: „Wir müssen mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie.“

Quellen:
Süddt. Ztg. (01.02.2013),

Pfeilhttp://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1926444/ (19.11.2012),
Ch. THEN: 20 Jahre kommerzieller Anbau von Gen-Pflanzen in den USA (1/2013)

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