>>Blausteiner Nachrichten Nr. 17 <<
26.4.2013

„EU-Importzulassung für den genveränderten Liberty-Link Reis?“

(Für die BN bearbeitete Version eines Briefes des GenEthischen Netzwerkes an Ministerin Aigner)

Ein deutscher Agrotechnik-Konzern hat eine EU-Importgenehmigung für seinen gentechnisch veränderten Reis der Sorte LL62 beantragt. LL62 ist tolerant gegen das von der Firma produzierte Herbizid Glufosinat. Der Anbau soll in Südamerika und Asien erfolgen, Zulassungen liegen dort bislang jedoch nicht vor. Eine Zulassung von LL62 -Reis ist besonders vor dem Hintergrund der von Glufosinat ausgehenden Gesundheitsgefahren abzulehnen. Der Wirkstoff ist als reproduktionstoxisch klassifiziert, das heißt, er kann Mißbildungen bei Föten verursachen. Glufosinat gehört zur Gruppe der 22 Wirkstoffe, die nach der EU-Pestizidgesetzgebung keine erneute Zulassung erhalten dürfen. Besagter Konzern hat deshalb in Deutschland "freiwillig" auf die Zulassung des Herbizids Liberty mit dem Wirkstoff Glufosinat verzichtet, kündigt dafür jetzt aber an, die Produktion von Glufosinat für den Export erneut erhöhen zu wollen. Es ist aus unserer Sicht unverantwortlich, im Ausland eine Anbautechnik zu forcieren, die mit der Verwendung eines hochgiftigen und bei uns verbotenen Pestizids verknüpft ist. Hier zeigt sich ein bekanntes Muster: durch eine Zulassung von LL62-Reis würden doppelte Standards unterstützt – kein Gift bei uns, aber gerne anderswo.

Auch die ökologischen Risiken des Anbaus von LL62-Reis sind immens: Es ist bekannt, daß der Anbau gentechnisch veränderter, herbizidtoleranter Pflanzen zu einem verstärkten Einsatz von Pestiziden führt. Die Verdrängung lokal angepaßter Sorten führt zu einer Verringerung des Gen-Pools, was langfristig zu Problemen bei der Bekämpfung von Reis-Krankheiten führen kann. Zudem halten wir negative Auswirkungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher für nicht ausgeschlossen.

Im Fall eines großflächigen Anbaus von gentechnisch verändertem Reis wäre außerdem eine Kontamination traditioneller Sorten unausweichlich. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) bestätigte in ihrer Stellungnahme zu LL62-Reis das Risiko von Auskreuzungen in traditionelle Sorten oder gar reisähnliche Unkräuter. Da der Anbau nicht in Europa erfolgen soll, war dieses Risiko jedoch nicht in die Bewertung der EFSA eingeflossen. Auch die Gefahren für die Artenvielfalt und die Gesundheit der Landwirte blieben in der Stellungnahme der EFSA unberücksichtigt. Wie berechtigt die Bedenken gegen eine Zulassung von gentechnisch verändertem Reis sind, zeigt die Verunreinigung der amerikanischen Reis-Ernte mit der ebenfalls gegen Glufosinat toleranten Sorte LL RICE 601. Dieser Langkornreis-Sorte des gleichen Konzerns war im Jahr 2006 weltweit in den Handel gelangt, obwohl hierfür keine Zulassung vorlag. Der Schaden für Handel und Landwirte betrug über eine Milliarde Dollar. Erst nach einer langen juristischen Auseinandersetzung erklärte sich der Konzern vor zwei Jahren bereit, eine Entschädigung in Höhe von rund 750 Millionen Dollar zu leisten.

Die Einführung von herbizidtolerantem Saatgut ist ein Irrweg. Sie führt innerhalb kürzester Zeit zur Bildung resistenter Wildkräuter, die mit immer mehr Pestiziden bekämpft werden müssen. Eine Verbesserung der Ernten wird nicht beobachtet.

Quellen:
Pfeilhttp://www.cbgnetwork.org/downloads/OffenerBrief_LL62_Aigner.pdf

Pfeil http://www.cbgnetwork.org/4929.html


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