>>Blausteiner Nachrichten Nr. 27 <<
5.7.2013

„Unabhängige Risikoforschung?“


Die EU fördert ein Programm ("GRACE") zur Erforschung der Risiken genveränderter Organismen (gvO). Der Koordinator dieses Programms wirkt am Julius-Kühn-Institut. Dieses Institut ist eine Bundesbehörde und dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zugeordnet. Damit ist aber leider keineswegs eine von den Interessen der Industrie unabhängige Forschung garantiert. Recherchen von Testbiotech (Verein für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie) haben ergeben, daß mindestens die Hälfte der am Programm beteiligten Wissenschaftler, einschließlich des Koordinators, Mitglieder von Gesellschaften oder Instituten sind, die von den großen Konzernen der Agroindustrie gefördert werden, auch wenn die Namen dieser Einrichtungen unverdächtig klingen (z.B. "Internationale Gesellschaft zur Erforschung der biologischen Sicherheit"). Einige Beteiligte sind oder waren außerdem für die Europäische Behörde für Lebensmittel­sicherheit tätig und werden wohl kaum deren umstrittene Standards infrage stellen. Insgesamt zeigen die Recherchen, daß ein relativ kleiner, der Agroindustrie nahestehender Kreis von Wissenschaftlern die mit staatlichem Geld betriebene Risikoforschung and damit letztlich die Zulassungsverfahren von gvO maßgeblich beeinflußt.

Ein breites Bündnis von Verbänden (Gen-ethisches Netzwerk, BUND, NABU, AG Bäuerliche Landwirtschaft und viele andere) haben deshalb eine Petition beim Bundestag eingereicht, in der gefordert wird, die Unabhängigkeit derjenigen Behörden zu untersuchen, die direkt oder indirekt für die Bewertung und Zulassung von gvO verantwortlich sind, (Bundesinstitut für Risikobewertung, Bundesamt für Verbraucherschutz, Julius-Kühn-Institut und andere mehr).

Außerdem fordert die Petition den Aufbau einer unabhängigen Risikoforschung, die aus einem staatlich verwalteten Geldtopf gespeist wird, in den neben dem Staat auch die gvO produzierende Industrie einzahlen soll, jedoch ohne auf die Verteilung der Gelder Einfluß nehmen zu können und damit die Forschungsausrichtung bestimmen zu können. Kritiker dieser Forderung bemerken zu diesem Punkt, daß die Petition damit Argumente für neue Freisetzungen auf Versuchsfeldern liefert. Die Initiatoren der Petition erwidern darauf, daß es ihnen vor allem darum geht, die schon vorliegenden Daten auf ihre Qualität zu untersuchen und unabhängig bewerten zu lassen.

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