„Tropische Nutzpflanzen im Visier der Gentechnik“
Nicht nur die uns als Importware geläufigen tropischen Nutzpflanzen wie Bananen, Kakao oder Kaffe sind Ziele gentechnischer Veränderungen, sondern auch Pflanzen, die vorwiegend den Menschen der Tropenregionen als Nahrungsmittel dienen. Ein Beispiel ist Maniok, dessen Wurzelknollen als Kartoffeln der Tropen gelten. Südamerikanische Indianer haben schon vor der Ankunft der Europäer ein Verfahren entwickelt, aus diesen eigentlich giftigen Knollen stärkehaltige Nahrungsmittel zu gewinnen. Heute ist Maniok nicht nur in Südamerika sondern auch in Afrika und Asien weit verbreitet.
Maniok scheint in das Visier der Gentechnik geraten zu sein vor allem wegen der Perspektive, aus den Knollen Rohstoffe für die chemische und die Nahrungsmittelindustrie herzustellen, und weniger der vielen Kleinbauern wegen, die sich davon ernähren. Ein Ziel ist es, Maniok resistent gegen den Maniok-Mosaik-Virus zu machen. Nachdem entsprechende Versuche mit "klassischen" Gentechniken erfolglos waren, wollte man jetzt dieses Ziel mit Hilfe der neuartigen "Genschere" CRISPR-Cas erreichen. Aber auch diese Technologie ist bisher gescheitert, wie Devang Mehta, der an diesen Versuch beteiligt war, einräumt. Mehta geht davon aus, dass ein CRISPR-Cas-Ansatz zum Schutz gegen die Virusinfektion möglicherweise nicht praktikabel ist. Er befürchtet sogar, dass dieser Ansatz eine beschleunigte Entwicklung des Virus fördern und so die Ernteausfälle sogar noch erhöhen könnte.
Weitere Projekte wollen durch Genveränderung den Eisen- und Zinkgehalt von Maniok erhöhen, um Mangelerkrankungen vorzubeugen. 45 Organisationen aus Nigeria fordern jetzt die Biosicherheits-Agentur des Landes auf, einen Antrag auf Freisetzungsversuche mit diesem gentechnisch veränderten (gv) Maniok abzulehnen. Die Organisationen schreiben, dass es unsicher sei, ob die veränderten Eigenschaften stabil sind, und bezweifeln den Nutzen des gv-Manioks. Die Gruppen bekräftigten, dass die genetische Veränderung von Nahrungsmittelpflanzen nicht die Lösung für die Herausforderungen der Ernährung ist. Mangelerkrankungen könnten am besten dadurch bekämpft werden, dass durch Förderung der Vielfalt lokal verfügbarer Lebensmittel eine einseitige Ernährung vermieden wird.
Quellen:
Gen-ethischer Informationsdienst 250, August 2019
de.wikipedia.org/wiki/Maniok
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