„Risiko - Mücken“
Schon mehrfach haben wir an dieser Stelle über Gene-Drives als neue Variante gentechnisch
veränderter Organismen berichtet. Dabei handelt es sich um Genkonstrukte, die sich besonders schnell und durchgreifend in
natürlichen Populationen ausbreiten sollen. Das Ziel ist, die jeweilige Art als Ganzes zu verändern oder sogar auszurotten. Aktuell gibt es einen Entwurf der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA zur Risikobewertung bei der Anwendung auf Mücken, die Malaria-Erreger übertragen.
Industrieunabhängige Forschungen (Projekt RAGES) zeigen allerdings, dass hier ein ganz grundsätzliches Problem für die Risikoabschätzung besteht. Um wie geplant wirksam zu werden, müsste sich die gentechnische Veränderung außerhalb
der Labore in zahllosen Generationen in der freien Natur, also ohne Sicherheitskontrollen über lange Zeiträume hinweg, vererben. Dabei sind die GV-Mücken und ihre GV-Nachkommen einer unübersehbaren Zahl
genetischer Einflussfaktoren ausgesetzt. Derartige Freisetzungen können dadurch ganz andere Ergebnisse als beabsichtigt haben. Es gibt keine Methode, die Eigenschaften solcher GV-Nachkommen zuverlässig vorherzusagen. Die Risiken reichen von einer verstärkten Übertragung von Krankheitserregern
über die Auslösung von Allergien bis hin zu tiefgreifenden Störungen der Ökosysteme.
Dass solche Bedenken nicht aus der Luft gegriffen sind, erwies sich bereits bei der ungewollten Auskreuzung von GV-Pflanzen. Bei ihren Nachkommen in freier Wildbahn traten z. T. ganz unerwartete Eigenschaften auf, welche die ursprünglichen GV-Pflanzen gar nicht besaßen.
Einmal freigesetzte Gene-Drive-Organismen wären jedoch nicht aus der Natur rückholbar.
Vor diesem Hintergrund fordern die RAGES-WissenschaftlerInnen ein „Ausschlusskriterium“, um das Vorsorgeprinzip als Grundlage politischer Entscheidungen in der EU aufrecht zu erhalten: Ist eine Freisetzung von Gene-Drive-Organismen räumlich und zeitlich nicht kontrollierbar, darf
diese nicht zugelassen werden.
Quellen:
www.testbiotech.org/ 04.03.2020
www.genetip.de
|