„Herbizide und Fungizide schaden der Insektenvielfalt“
Viele Naturschutzgebiete in Deutschland sind klein und oft umgeben von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Was dort passiert, hat auch Auswirkungen auf die Biotope, etwa weil Regen Düngemittel
einwäscht oder der Wind Pestizide verdriftet. Biologen vom Entomologischen Verein Krefeld hatten mit sogenannten Malaise-Fallen Insekten in 21 Schutzgebieten, auch in streng geschützten Ökosystemen, in verschiedenen
Teilen Deutschlands gefangen und die Proben anschließend auf Pflanzenschutzmittel untersucht. In den Fallen fanden sich unterschiedlichste Insekten von Schwebfliegen über Schmetterlinge bis hin zu Käfern, sie
wurden dann in einem Gefäß in Alkohol konserviert. Anschließend wurde der Inhalt analysiert. Die Analyse erfolgte dabei auf 92 unterschiedliche Wirkstoffe, darunter gängige Fungizide und Insektizide
in der Landwirtschaft. Unter den 47 gefundenen Pestiziden waren 13 Herbizide, 28 Fungizide und sechs Insektizide. In allen Gebieten fand das Forscherteam Rückstände von drei Herbiziden und zwei Fungiziden. Dazu zählten
verschiedene Insektizide, die über eine breite Anwendung eine Vielzahl an Insekten töten sollen und die selbst noch bei kleinen Konzentrationen die biologische Leistungsfähigkeit der Tiere beeinträchtigen
können, etwa indem sie die Orientierung oder die Fortpflanzungsfähigkeit der Kerbtiere beeinträchtigen. Das inzwischen verbotene Neonicotinoid Thiacloprid wiesen sie in 16 der 21 Gebiete nach.
Das Team betont, dass die Untersuchung die Kontaminierung vermutlich unterschätze: Denn insbesondere Insektizide könnten zu einer Einschränkung der Mobilität führen,
so dass geschädigte Insekten gar nicht mehr zu den Fallen gelangten.
Weitere Analysen zeigten, dass die Zahl der gefundenen Pestizide in Zusammenhang stand mit der landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Umgebung. Demnach waren Tiere insbesondere dann
belastet, wenn landwirtschaftliche Flächen innerhalb eines Radius von zwei Kilometern Entfernung lagen. »Eine drastische Pestizid-Reduzierung in großen Pufferzonen um Naturschutzgebiete ist notwendig, um eine
Kontaminierung der Insektenfauna zu vermeiden«, schreiben die Forscher.
Insekten spielten eine entscheidende Rolle in den terrestrischen Nahrungsketten – für andere Insekten, Spinnen, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere, schreibt das
Team, zu dem auch Mitarbeiter des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) zählen. »In den vergangenen drei Jahrzehnten sind nachweislich bereits 80 Prozent der Biomasse an Insekten verschwunden«, betont Nabu-Präsident
Jörg-Andreas Krüger in einer Stellungnahme.
Quellen:
www.spektrum.de/news/pestizide-insekten-sind-auch-in-naturschutzgebieten-belastet/1961491
www.spiegel.de/wissenschaft/natur/neue-studie-insekten-in-naturschutzgebieten-mit-pestiziden-belastet-bundesweit-a-54ebdf0e-f761-4d96-8866-d10510bae004
www.nature.com/articles/s41598-021-03366-w
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