>> Blausteiner Nachrichten Nr. 26 <<
1.7.2022

„Transgene Soja als Liebling von Schädlingen“

Weniger Pestizide in der Landwirtschaft aufzuwenden und zugleich die Erträge zu erhöhen – schon immer versprach die Agro-Industrie diese Aussichten durch den Einsatz von Gentechnik(gv)-Pflanzen zu erfüllen. Doch die ökologischen Vernetzungen sind bei Weitem komplexer, vielseitiger und unberechenbarer als gv-BefürworterInnen sich vorstellen oder wahrhaben wollen.

Einmal mehr zeigt sich das z. B. beim Anbau von Soja in Argentinien und Brasilien, wo eine gv-Sorte den „Schuss nach hinten“ auslöst. Diese Soja-Sorte ist resistent gegen Glyphosat und erzeugt zugleich selbst ein Insektengift. WissenschaftlerInnen berichten nun aktuell, wie gerade die Kombination dieser beiden Eigenschaften durchaus unerwartet zum Misserfolg führt.

Inzwischen haben sich wie bekannt etliche Unkräuter so gut an das Totalherbizid Glyphosat angepasst, dass sie in damit behandelten Feldern mangels Konkurrenz besser gedeihen als anderswo. Ausgerechnet diese Unkräuter sind nun ein besonders gut geeignetes Futter für eine bestimmte Art von Nachtfalter-Raupen. „So weit – so gut“ sollte man meinen, wenn solche Unkräuter aus Sojafeldern herausgefressen werden. Doch gerade diese Raupen sind keineswegs optimal streng wählerisch, sondern fressen durchaus auch an Soja, und zwar in einem Ausmaß, das erhebliche Schäden in den Feldern verursachen kann. Erstaunlicherweise hilft das eigene Insektengift der gv-Soja dagegen keineswegs. Es ist gegen diese Raupen nicht nur unwirksam, sondern steigert obendrein allem Anschein nach sogar deren Vitalität. In den untersuchten Feldern wurden die Raupen größer als in der Vergleichsgruppe und die Schmetterlinge hatten eine größere Anzahl von Nachkommen.

Die geschilderten Zusammenhänge sind nicht der erste Fall von gv-Sorten, die das Gegenteil der eigentlich damit beabsichtigten Effekte zur Folge haben. Schon 2021 wurde wissenschaftlich belegt, dass in Brasilien die „Tabakmottenschildlaus“ an gv-Soja besonders gut gedeiht. Bereits 2014 war zu erfahren, dass auch die Raupen einer anderen Schmetterlingsart offenbar von gv-Soja profitieren.

Neu an dem geschilderten aktuellen Beispiel ist, dass verdeutlicht wird, wie herbizidresistente Unkräuter bei der Ausbreitung von Schädlingen an gv-Pflanzen mitmischen können.

Was folgt daraus? Statt gv-Anwendungen zu deregulieren ist also zusätzlich eine breit angelegte Technikfolgenabschätzung erforderlich, bei der die angeblichen Vorteile gründlich und unvoreingenommen überprüft werden.

 

Quelle:

PfeilTestbiotech-Mitteilungen 03.06. und 07.06.2022



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